«Mit schwungvollen Sprüngen bewegt sich eine Amsel über den Rasen. Immer wieder kommt sie zum Stehen, wobei ihr Schwanz federnd nach oben schwingt. Sie bewegt sich in einem rhythmischen Wechsel von Aktivität und Ruhe vorwärts. (?) Typisch ist, dass auch der Gesang der Amsel rhythmisch in Strophen unterteilt ist. Zwischen zwei Strophen gibt es eine Pause. Wie das Bewegen hat auch das Singen der Amsel einen atmenden Charakter.»
Eine persönliche Verbindung mit der Vogelwelt zu entwickeln, ist ein Anliegen vieler Naturfreunde. Der abendliche Gesang einer Amsel, das muntere Purzeln der Blaumeise, der erhabene Zug der Kraniche - es sind Blaumeise, der erhabene Zug der Kraniche - es sind unmittelbar zum Herzen sprechende Phänomene. Können sie auch zu unserem Denken sprechen? Oder sind es doch nur Zusatzerscheinungen in der rein auf das Überleben zielenden Bewährungsexistenz der Vögel?
Wolter Bos zeigt in «Dem Vogel näher», wie man in diesen Fragen mit dem Rüstzeug der
phänomenologischen
bzw.
goetheanistischen Biologie
weiterkommt. Genaues Beobachten, Vergleichen verschiedener Arten, Besinnung auf das Wahrgenommene und liebevolles Prüfen der sich einstellenden Erlebnisse sind konkrete Schritte in Richtung einer gefühlten, aber sachgemäßen Erkenntnis-Verbindung mit dem Vogelwesen. An Zweckdenken und Überlebensstrategien vorbei lässt sich damit ein fundiertes, spirituell fruchtbares Naturverständnis aufbauen.