Die Ordensgemeinschaften in der Schweiz wurden bisher mehrheitlich als Institutionen untersucht, Frauen dabei weitgehend marginalisiert. Um dem zu begegnen, führte die Autorin Oral-History-basierte Gespräche mit 36 Benediktinerinnen. Sie zeigen, dass die lange Kontinuität der monastischen Gemeinschaftskultur, wie sie nur in Frauenklöstern bis heute bewahrt wird, hauptsächlich durch die Eingliederung des Individuums in kollektive Strukturen möglich war. Dies ging mit dem Verzicht auf die Befriedigung eigener Bedürfnisse einher. Trotzdem oder gerade deswegen eröffnete sich den Frauen eine sinnstiftende Existenz. Im Vergleich mit Interviews, die mit männlichen Ordensgenossen geführt wurden, zeigen sich erhebliche Unterschiede im Gehorsamsverständnis und somit in der Gestaltung des Alltags. Schlüsselthemen sind die Bildung und die traditionellen Rollenzuschreibungen, besonders die liturgischen Kompetenzen. Der Wissenstransfer von Männer- zu Frauenklöstern glich die Abhängigkeiten und Ungleichheiten innerhalb des katholischen Netzwerks lange Zeit gewinnbringend aus.