In einer Folge der Denkbilder Kafkas aus der Zürauer Zeit, Anklängen aus den Prosa-Texten, Sentenzen aus Briefen und dem Tagebuch und im Licht der Selbstaussagen über den persönlichen Grund seines Denkens, erscheint eine ungemein hoffnungsvolle Philosophie Kafkas in poetischer Plausibilität.
Als Philosoph ist Kafka bisher nicht in Erscheinung getreten; er selbst hätte sich wohl kaum als ein solcher verstanden. Kann man trotz- dem von einer Philosophie, d. h. vom Zusammenhang eines Denkens sprechen, welches auch Kafka selbst - spätestens nach Zürau - klar vor Augen stand?
Unter Berücksichtigung meist ausgeblendeter Motive erscheint bereits bei einer unkommentierten Sortierung und Folge der Zürauer Texte, der Zusammenhang eines Denkens in schöner Sinnfälligkeit. In den Anklängen zur Prosa, nach Hinweisen im Tagebuch und vor allem im Licht der Selbstaussagen über den persönlichen Grund sei- nes Denkens, erscheint eine ungemein hoffnungsvolle Philosophie in poetischer Plausibilität.
Um das Paradox von Unabschließbarkeit und Gewissheit kreist das Denken Kafkas. Wahrheit ist ihm dabei kein unmöglicher Begriff, vom Glauben zu sprechen nicht fremd. Die Entdeckung des Zweifellose[n] in sich, zu dem er gar nicht viel an [sich] verändern, sondern nur die alten, engen Umrisse [seines] Wesens nachziehen musste, scheint dabei das Agens einer praktischen Philosophie zu sein, bei der es Kafka letzthin um die nächsten Bedürfnisse des Lebens geht, vor allem in der Frage zur Bildung eines Verantwortungsgefühls, einer ethischen Musikalität.