Das vorliegende Buch basiert einerseits auf unseren persönlichen Erfahrungen während siebzehn bzw. neunzehn Jahren Mitgliedschaft als Schwestern bei der Evangelischen Marienschwesternschaft in Darmstadt, andererseits auf unserer theologischen Magisterarbeit, die wir als Gemeinschaftsarbeit durchgeführt und in deutscher Sprache an der Universität Helsinki 1995 eingereicht haben. Die Untersuchung stellt eine gründliche Analyse der Theologie und der Frömmigkeitspraxis der Marienschwestern dar.
Das Ziel dieses für das breitere Publikum geschriebenen Buches ist es, Hilfestellung zu bieten zum eigenen Urteil über die Marienschwesternschaft, die viele Freunde innerhalb und außerhalb Deutschlands hat und auch Jugendliche aufnimmt.
Das Buch schildert, wie wir in die Gemeinschaft der Marienschwestern kamen, was wir dort erlebten und z.T. erlitten, und was zur inneren Loslösung und zum Austritt aus der Schwesternschaft geführt hat. Unsere jeweiligen Beiträge werden am Anfang der Kapitel mit (RL) für Riitta Lemmetyinen und (MJ) für Marianne Jansson gekennzeichnet. Außer uns haben sich zwei weitere ehemalige Mitglieder des Ordens mit je einem Kapitel am Buch beteiligt: Jeannie Dobney (JD), die frühere Marienschwester Parma aus Australien, die 1990 nach vierzehn Jahren Mitgliedschaft ausgetreten ist, schreibt über den "Gehorsam". Peter Andersen (PA) aus Canada gibt einen Bericht über die "Joseph-Aktionen". Er gehörte als Bruder Masseo zu der der Schwesternschaft angegliederten "Kanaan-Franziskus-Bruderschaft" und verließ den Orden 1984 nach siebzehn Jahren Mitgliedschaft.
Hineinverwoben in die persönliche Beschreibung sind die grundlegenden Lehren der Marienschwestern, besonders der Gründerin M. Basilea Schlink. Dabei ist zu betonen, daß zwischen den veröffentlichten Publikationen von Mutter Basilea und einer großen Zahl von mündlichen Vorträgen, die hinterher von Tonbändern abgeschrieben worden sind, unterschieden werden muß. Die mündlichen Ansprachen beinhalten die Verkündigung der Oberin an die Marienschwestern. Alle Angehörigen der Kommunität, auch diejenigen, die außerhalb Darmstadts tätig sind, erhalten regelmäßig diese Tonbandnachschriften zu ihrer Belehrung. Sie dürfen von den Mitgliedern der Schwesternschaft nicht weitergegeben werden, sondern werden mit dem Begriff "Klausur" bezeichnet und stellen eine Art Geheim-lehre dar.
Sowohl der wissenschaftlichen Magisterarbeit als auch dem hier vorliegenden allgemein-verständlichen Buch liegen im wesentlichen diese Sonderlehren zugrunde. Die hier zitierten Quellen sind neben anderen Texten auch in der Magisterarbeit dokumentiert. Zitate aus den Nachschriften werden mit dem jeweiligen Datum der Ansprache versehen. Nur wer diese interne Lehrverkündigung kennt, kann sich ein wirkliches Bild von den Anschauungen und Praktiken der Marienschwesternschaft machen. Für alle Leser, die sich eingehend mit der Marienschwesternschaft beschäftigen möchten, weisen wir deshalb auf unsere wissen-schaftliche Studie unter dem Titel "Christliche Existenz zwischen Evangelium und Gesetzlichkeit. Darstellung und Beurteilung von Lehre und Leben der 'Evangelischen Marienschwesternschaft' in Darmstadt." hin. Sie ist im "Peter Lang Verlag", Frankfurt, erschienen.