Franz Michael Felder, Bauer aus dem Bregenzerwald, war als Autor eine Ausnahmeerscheinung in der literarischen Welt seiner Zeit. Man kannte ihn zudem als Volksaufklärer und Rebell, streitbar und angefeindet. Als seine Frau überraschend starb und ihn mit fünf Kindern zurückließ, begann er auf Anraten eines Freundes, sein Leben aufzuschreiben. Entstanden ist so ein Meisterwerk der autobiografischen Literatur. Es erzählt mit Hingabe von frühen Schicksalsschlägen, vom Abenteuer, ein Leser zu werden, von seinem Dasein als Sonderling, aber auch von politischen Umbrüchen. Aus meinem Leben ist aber vor allem eines: eine Liebeserklärung an seine Frau. Ihr setzt er mit diesem Buch ein Denkmal, und mit ihrer Hochzeit endet auch der erste Teil. Zu einem zweiten ist es nicht mehr gekommen: Felder starb wenige Wochen nach der Niederschrift, keine dreißig Jahre alt.Hinterlassen hat er zwei Versionen der Autobiografie, die 1904 erstmals erschienen ist. Das Manuskript der Erstausgabe, der alle anderen folgten, ist verschollen. Das vorliegende Buch basiert auf der im Nachlass von Felder als Handschrift erhaltenen Fassung, die in vielen Passagen von dem bislang bekannten Text abweicht.
Das Schreiben einer Autobiographie ist ein Besuch am eigenen Grab. Franz Michael Felder hat anlässlich dieses Besuchs etwas abgelegt, das bleibt: als Dokument und als Kunstwerk.
Arno Geiger