Giftmorde zeichnen sich durch die praktische Unsichtbarkeit der Tatwaffe und damit durch eine besondere Heimlichkeit aus. Anders als bei vielen anderen Morden ist so nicht nur die Täterschaft, sondern schon die Tat selbst besonders schwierig festzustellen. Gerichte sind und waren deshalb besonders angewiesen auf wissenschaftliche und medizinische Gutachten. Während des 19. Jahrhunderts entwickelt sich dazu analog zu Entwicklungen in der analytischen Chemie die forensische Toxikologie an der Schnittstelle zwischen Chemie und Gerichtsmedizin. Ihre Aufgabe war es, durch chemische Analysen eine Vergiftung nachzuweisen und die Tatwaffe im wahrsten Sinne des Wortes sichtbar zu machen. In diesem Buch wird analysiert, wie sich die forensische Toxikologie dabei in ihrer Wahl von analytischen Methoden durch die spezifischen gerichtlichen Anforderungen beeinflussen ließ. Dabei werden Entwicklungen der analytischen Chemie genauso in den Blick genommen wie sich verändernde Rechtskontexte in Frankreich und den deutschen Staaten des 19. Jahrhunderts.
Der Autor
Marcus B. Carrier ist Historiker und Postdoc-Stipendiat des Bielefelder Nachwuchsfonds an der Universität Bielefeld. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Wissenschaftsgeschichte, der Geschichte wissenschaftlicher Expertise und Methoden und der europäischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts.