Isaiah Berlin hat eine Form des ideengeschichtlichen Portrait-Essays ausgebildet, in der philosophischer Skeptizismus, Misstrauen gegen jeden Anspruch auf letzte Wahrheiten und leidenschaftliches Interesse für die Wirkungsmächtigkeit von Ideen zum Ausdruck kommen. Als Philosoph interessiert Isaiah Berlin sich für die Wirkungsweise der Begriffe auf das menschliche Verhalten, als Historiker für die Wechselwirkungen von Ideen und Ereignissen, von sozialen, politischen und moralischen Kräften und als Literaturkritiker für die künstlerische Darstellung des Konflikts von Ideen und Realität. Der Band "Russische Denker" tritt dafür den Beweis an; an herausragenden Gestalten der russischen Geistes- und Literaturgeschichte des vergangenen Jahrhunderts und ihren Werken, nämlich an Herzen, Belinskij, Bakunin, aber auch an Dostojewski, Tolstoi und Turgenjew expliziert Isaiah Berlin die Fragen sowie die Welt- und Wertvorstellungen des liberalen und radikalen Denkens im Russland des ausgehenden 19. Jahrhunderts.