Richard Strauss gilt als der weltweit erfolgreichste Komponist des 20. Jahrhunderts. Gleichwohl schwanken seine ästhetische Einschätzung als Künstler und seine ethische Bewertung als Persönlichkeit beträchtlich. Oswald Panagl widmet sich in seinem neuen Buch den widersprüchlichen Facetten des „Meisters".
Manche Betrachter schätzen Richard Strauss (1864-1949) als Wegbereiter und Repräsentanten der musikalischen Moderne, für andere verkörpert er mit seiner Orientierung an Mozart und Wagner den prototypischen Vertreter einer (wert)konservativen Haltung. Auch in menschlicher Hinsicht wird er zwiespältig beurteilt: Für viele stellt er einen rücksichtslosen, apolitischen, kulturbürgerlichen, nur seinem Erfolg verpflichteten Egozentriker dar. Andere wiederum betonen seinen ausgeprägten Familiensinn und sein Bekenntnis zu Treue und Gemeinschaft. Desgleichen schwankt sein Profil als Geistesmensch und Kulturträger: Strauss vertritt in seinen künstlerischen Ansichten und ideologischen Urteilen eine deutschnationale Gesinnung, bekennt sich aber auch leidenschaftlich zur klassischen Antike und einem humanistischen Bildungsideal. Das Buch beleuchtet in drei Abschnitten die programmatischen Leitlinien, die pragmatischen Verhaltensweisen und die griechisch-germanische Prägung des Komponisten und verdichtet das Bild über den „Meister" zu einem Gesamtbefund seines Wesens und Wirkens.