Eine Frau rechnet ab: mit sich selbst und ihrem Leben. Bei Kriegsende war Marguerite Andersen zwanzig Jahre alt, 1946 zog die geburtige Magdeburgerin in die Welt hinaus. Als sie ihrem franzosischen Mann auf der Suche nach einem Leben voller Freiheit und Abenteuer von Berlin nach Tunis folgt, erlebt sie, fruh schon Mutter geworden, stattdessen die Enge einer traditionellen Hausfrauenexistenz. Sie flieht, lsst ihre Kinder zeitweise zurck, geht in andere Lnder, stillt ihren Bildungshunger und emanzipiert sich nicht zuletzt durch die Literatur. Marguerite Andersens langer Weg der Befreiung fhrt sie bis nach Kanada und von der deutschen zur franzsischen Sprache. Rckblickend fragt sich die Frau, die es zur Literaturprofessorin und erfolgreichen Schriftstellerin gebracht hat, ob der Preis fr ihre Freiheit nicht zu hoch war, ob sie sich nicht auf Kosten ihrer Kinder selbst verwirklicht hat. Nein, sagen die lngst erwachsenen Kinder, doch so leicht will die Mutter es weder ihnen noch sich selbst oder uns machen. Angeregt von Montaigne und Rousseau, von Marguerite Duras und Gabrielle Roy stellt sie schmerzliche und erkenntnisfrdernde Fragen. In diesen Bekenntnissen spiegelt sich ein ganzes Jahrhundert voller Verwerfungen. Sie drehen sich aber auch um einen Konflikt, der bis heute vor allem Biografien von Frauen prgt: der zwischen einer liebenden Frau und Mutter und ihrer Sehnsucht nach Freiheit und Selbsterfllung. Ich, eine schlechte Mutter ist ein beeindruckendes Dokument der Selbsterfahrung und Selbstreflektion.