|
Kurt Wilhelm erzählt:
Meine BRUMMLG'SCHICHTEN:
WIE SIE ENTSTANDEN: 1946 gab es im Radio München noch keine solchen Shows wie im AFN, 'American Forces Network'. Da kamen, soweit ich sie verstand, die Serien um eine ständige Familie gut an. Warum es also nicht mal mit einer bayrischen Familie versuchen? Ein älteres Ehepaar mit einem Dienstmädchen (sowas gab's damals noch. Junge Mädchen waren gern für Unterkunft, Essen und ein Taschengeld hilfreich). Dazu als Gegenspieler einen Schwarzhändler. Genug Anlass für Zeitsatire und Gaudi.
Die Texte schrieb mir, als ich auch dafür keinen Autor fand, lustig, schnell und gut die Schauspielerin Margot Troger. Die Titelmusik, einen schwungvollen Walzer, kam vom berühmten Filmkomponisten Werner Bochmann. Der heitere Sachse brachte als mein Brumml-Musikmeister Gerd Wilden und Kletsch als Arrangeure mit, damit auch meine Generation (ich war 24) an moderner Musik, wie sie im 3. Reich verboten war, ihren Spaß haben konnte.
In den ersten drei Folgen der Serie suchten wir noch eine endgültige Form für die 'Show'. Ab Nummer 4 war sie dann gefunden. (Nummer 3 ist nicht mehr sendbar)
AUSWENDIG - Ich hatte beschlossen, jede Folge zweimal, an aufeinanderfolgenden Abenden aufzunehmen, und dann die präzisesten Teile mit den stärksten Lachern zusammenzuschneiden. Außerdem - wenn schon vor Publikum, dann auswendig, wie im Theater. Das ist im Hörfunk zwar unnötig, es zeigte sich aber, daß dabei ungleich intensiver gespielt und serviert wurde, als bei bloßem Ab-lesen. Die Darsteller meuterten zwar zunächst, aber sie fügten sich (das tun sie immer, siehe das heutige Regietheater).
Die erste Probe war angesetzt - da wurde der Lang krank. Er konnte ein Auge nicht richtig öffnen und beim Trinken lief's ihm aus der lahmen Mundhälfte wieder raus. Ich besuchte ihn daheim. Er sah sehr komisch aus, aber ich fand es nicht zum Lachen. Seine linke Gesichtshälfte war tot, wie nach einem Schlaganfall. Es sei aber keiner, sagte der Arzt, nur eine Fazialislähmung infolge Erkältung oder sowas. Man hätte eine schiefe Lätschen zwar im Funk nicht gesehen, aber er mußte lange Zeit strenge Bettruhe halten. Vom 12.4. bis zum 5.5.
Da dachte der mißtrauische Michl natürlich gleich, ich besetze ihn um. Er konnte noch immer nicht glauben, daß alles um ihn herum gebaut war. Das Warten nützte ich, um die Endfassung der zweiten Folge der Brumml-Geschichten, 'Das Hemd', zu schreiben, und Olf Fischer ein neues Skript 'Das Wohnungsamt' in Auftrag zu geben. Olf war Darsteller, Autor und ein bisserl Abendregisseur beim 'Bunten Würfel'. Ein zuverlässiger braver Münchner. Ich mochte die kleinen Szenen, die er für die Bayrischen Abende schrieb oder bearbeitete. Darum übertrug ich ihm nun die Brumml-Geschichten 3.
Am 6. Mai konnten endlich die 14 Probentage beginnen, für die ersten auswendig gespielten Brumml-Vorstellungen am 16. und 17. abends um 22 Uhr. Im winzigen Senderaum 4, vor knapp 100 heringsartig hineingeschlichteten Gästen. Darunter Oberbürgermeister Karl Scharnagl, Polizei-präsident Pirzer, Theaterkollegen etc., denn in dieser ablen-kungsarmen, genügsamen Zeit kam auch Prominenz gern zu uns. Die Stimmung im engen, heißen Raum war gut, weil Enge immer gut für Lustspiele ist. Vor allem bei der 2. Aufnahme wurde so viel gelacht, daß wir die Sendezeit überschritten. Ich mußte empfindlich kürzen. |