Weniger umfangreich, aber ebenso kontinuierlich wie Gedichte schrieb Heiner Müller von Beginn der fünfziger Jahre an bis kurz vor seinem Tod auch Prosa. Unter diesem Begriff werden hier alle Texte des Autors versammelt, die ihrer Form nach als Genres erzählenden, beschreibend emblematischen oder berichtenden Charakters definiert werden können. Formen wie Essays, Reden, Aufsätze, publizistische Beiträge werden in einem späteren Band folgen, auch wenn freilich Müllers Schreiben weit eher einem Zusammenschluß als einer formal behaupteten Abgrenzung unterschiedlicher ästhetischer Darstellungsweisen zuarbeitet. Neben schon zu Lebzeiten veröffentlichten Arbeiten, die allerdings oft an entlegenen Orten und zumeist nicht in Buchform oder doch wenigstens nicht in einem gattungsspezifischen Zusammenhang erschienen sind, präsentiert dieser Band 2 der Werkausgabe zahlreiche unbekannte, als Typoskript im Nachlaß aufgefundene Prosatexte Heiner Müllers.
Der zweite Band der Werkausgabe präsentiert, bislang nur marginal wahrgenommene
Facette des Werks: die Prosa. weniger umfangreich, aber ebenso kontinuierlich
wie Gedichte schrieb Heiner Müller von seinen schriftstellerischen Anfängen
bis zu seinem Tod 1995 auch Prosa. manches berühmt Gewordene findet sich
unter den texten, wie etwa 'Der Bericht vom Großvater' oder 'Todesanzeige'.
Aber wiederum versammelt dieser Band vieles, das hier erstmals veröffentlicht
wird, bzw. Texte, die zuvor nur an sehr abgelegenem Ort zu lesen waren.
Bis zu den späten Arbeiten, etwa dem bestürzenden 'Traumtext Oktober 1995',
finden sich die Dichte, Vieldimensionalität und Gedankenschärfe, die wir
aus Müllers Gedichten und Theaterstücken kennen.