Lis Kocher - eine Bildpoetin, die nun bald ein halbes Jahrhundert auf eigenständigste Weise ihren Weg gegangen ist. 'Über die Ränder hinaus', also 'au-delà des lignes', arbeitet die Künstlerin, sowohl im Formalen wie auch im Inhaltlich-Biografischen. Zwar wäre eine kunstgeschichtliche Einordnung ihres Werkes in die All-over-Malerei möglich - eine künstlerische Technik, die ohne exponiertes Hauptmotiv den gesamten Bildträger bedeckt, dessen Begrenzung bei der Bildgestaltung nicht einbezogen wird. Jedoch erleichtert diese Verortung die Annäherung an Lis Kochers Schaffen nicht wesentlich. Wenn ihre Werke über die Bildfläche hinausführen, das Sichtbare im Unsichtbaren fortsetzen, dann geschieht das aus dem Bewusstsein heraus, dass Gesagtes immer Ungesagtes einschliesst.
'Über die Ränder hinaus' ist Lis Kocher auch physisch gelangt, nämlich über die Ränder der Kontinente. Lange Jahre hat sie auf Segeljachten die Weltmeere befahren. Zahlreiche der abgebildeten Werke sind auf See entstanden oder verarbeiten das Erlebnis des Unterwegsseins.
Dieses Buch lässt an einem permanenten Aufbruch teilhaben, an einem Schaffen, bei dem die Suche nach dem Neuen jede Wiederholung und jegliche Routine ausschliesst.