Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Judaistik, Note: 2,0, Universität Erfurt, Veranstaltung: Selbststudienmodul, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Jahrzehnt der Weimarer Republik gilt kulturell als eine der fruchtbarsten Zeiten in der jüngeren Geschichte Europas. "Die Goldenen Zwanziger" sind legendär - als Zeitenwende ebenso wie als letztes Aufblühen geistiger und künstlerischer Freiheit nach dem ersten Weltkrieg und vor dem Sturz in eine noch schlimmere Katastrophe, nach der für lange Zeit schon das Dichten nicht mehr möglich erscheinen mochte.
Doch gerade die Blüte der zwanziger Jahre trägt die Züge der Krise; einer Krise, die nicht erst durch den ersten Weltkrieg ausgelöst wurde und deren tiefere Gründe kaum objektiv festzumachen sind - denn sie ist nicht aus Not oder politischen Umwälzungen heraus geboren.
Diese Krise zog sich durch alle Schichten der bürgerlichen Gesellschaft; besonders stark mußten sie jedoch junge Juden empfinden, denen trotz der erlangten rechtlichen Gleichstellung 1871 im Deutschen Reich der preußischen Kaiser überall die Entreebillets in die sogenannte "bessere" Gesellschaft verwehrt blieben - sei es über eine Laufbahn als Reserveoffizier oder eine Karriere als Hochschullehrer - und die sich um die Früchte jahrzehntelanger Assimilationsbemühungen betrogen fühlen mußten.
Als Konsequenz wurden Rufe nach einem "erneuten Glauben" laut - gemeint war damit allerdings keine Rückkehr zur traditionellen Religion. Wie dieser "erneute Glaube" auch für junge Juden in den Jahren um den ersten Weltkrieg aussehen konnte und wohin er sie führen konnte, will diese Arbeit zu zeigen versuchen.